Beim Texten geht es um viel mehr als nur den sprachlichen Ausdruck. Letzterer ist für Ersteres aber unabdingbar. Deshalb beginne ich mit den Grundlagen, bevor wir zu den raffinierten Kniffen kommen. Dabei reicht es vollkommen aus, wenn Sie sechs Regeln befolgen. Diese hat übrigens der Schriftsteller aufgestellt, der Apple zu einem legendären Werbespot inspirierte.
Es gibt in der Schweiz zwar viele Kürsli, aber keinen richtig guten Werbetexter-Lehrgang. Alle guten Texterinnen und Texter, die ich kenne, sind über Umwege in einer Werbeagentur gelandet und wurden «on the job» geschliffen. In vielen Überstunden für wenig Lohn.
Diese Tortur kann ich Ihnen nicht ganz abnehmen, denn gut texten kann nur, wer viel textet. Aber ich möchte Ihnen in diesem Blog alle wichtigen Grundlagen vermitteln, die ich mir über die Jahre selbst angeeignet haben.
Texten müssen Sie trotzdem – in jedem Bürojob. Egal, ob Powerpoint-Präsentationen, E-Mails oder Bewerbungsdossiers: Schriftliche Kommunikation ist und bleibt unabdingbar. Die Lektüre lohnt sich also auch, wenn Sie jemanden zum Texten beauftragen oder das Gefühl haben, dass Sie mit dem Zehnfingersystem allein nicht das Maximum aus Ihrer Tastatur herausholen.
Sie finden hier keine Ratschläge, die Ihnen schon Ihr Deutschlehrer gab («Die Handlung gehört ins Verb!») und schon gar keine Unwahrheiten («Keine negativen Sätze!»).
Gutes, erfolgreiches Werbetexten fundiert auf Verhaltensökonomie und Psychologie genau so wie auf Sprachfertigkeit und Kreativität. Dies alles zu vereinen, ist keine Kunst. Sondern ein Handwerk, dessen Grundlagen lernbar sind.
Bevor ich zu Headline-Techniken komme, hier die Grundlagen für soliden, klaren, verständlichen und frischen Fliesstext. Diese sind zumindest in der Theorie einfach, ausserdem gibt es weniger davon als Gebote in der Bibel.
Voilà, das ist es. Wichtig sind vor allem Regeln 1 und 5. Schreiben Sie klar, überlassen Sie Blähungen Ihrem Darm und streichen Sie abgedroschene Wendungen und Marketingsprache aus Ihren Texten.
Wenn Sie diese Regeln befolgen, vermeiden Sie Floskeln wie «Innovation durch Transformation», «The new way of Pizza Delivery» oder «Entdecken Sie den neuen Seat Mallorca». Das allein genügt, um das Texterhandwerk überdurchschnittlich gut zu beherrschen.
Alles Weitere lernen Sie in den nächsten Posts.
Der ganze Essay «Politics and the English Language» (1946) ist übrigens hervorragend. Orwell bemerkte treffend, dass Sprache meist dann unklar, aufgebläht und verwirrend wird, wenn der Schreiber etwas zu verbergen hat. Er zeigte dies anhand von Beispielen, in denen Massenmorde verharmlost wurden.
Wir heute im Marketing tun meist nichts Böseres, als Leuten Produkte aufzuschwatzen, die sie nicht benötigen. Wieso verstecken wir uns dennoch so gern hinter Floskeln?
Ich glaube, es ist vor allem Denkfaulheit. Wir fragen uns zu selten, was der Kundenvorteil wirklich ist. Und nein, damit meine ich genau nicht «Alles bequem aus einer Hand» oder «0,125% günstiger als beim Mitbewerber».
Genug für heute. Wie Sie auf starke Botschaften kommen, erfahren Sie in den nächsten Posts. Falls Sie diese nicht verpassen, abonnieren Sie am besten unten meinen Newsletter. In der Zwischenzeit können Sie Orwells Essay hier lesen und den eingangs erwähnten Apple-Werbespot hier anschauen.3
Politics and the English Language, George Orwell, 1946, Penguin Books ↩
Im Original schreibt Orwell: «In addition, the passive voice is wherever possible used in preference to the active,...» – und rät lustigerweise in einem Passivsatz vom Gebrauch ebendieses ab. ↩
Natürlich dürfen Sie mir gerne widersprechen und dies hier kundtun. Ihr Kommentar wird sehr geschätzt, vor allem wenn Sie nicht nach jedem Satz mindestens ein Ausrufezeichen verwenden, sich auch ohne übermässigen Gebrauch von Grossbuchstaben deutlich ausdrücken können und Sie das Schweizerische Strafgesetzbuch nicht als unzumutbare Einschränkung Ihrer Meinungsfreiheit betrachten. Danke! ↩
Gerne können Sie bei besonderen Gelegenheiten mehr von mir lesen. Sie brauchen sich lediglich für meinen selten bis gar nie erscheinenden Newsletter anzumelden:
Simon Kümin GmbH
Beckenhofstrasse 20
CH-8006 Zürich
Mein Buch darüber, wie man sich selbstständig macht, finden Sie hier.
Langweilig: Impressum
Noch langweiliger: Datenschutzerklärung
Kommentare
Luca Ferrari
25.02.2021 14:57 Uhr
Guido Balmer (balmer-kommunikation.ch)
26.02.2021 16:47 Uhr
Roswitha Menke
28.02.2021 13:55 Uhr
Matthias Wiemeyer
03.03.2021 14:05 Uhr
Regula Cajacob
10.03.2021 21:03 Uhr
Judith Annaheim
25.07.2023 17:00 Uhr